Herbst in Sepia

In meiner kleinen schwierigen Jugend hatte ich wie jeder andere mit mannigfachen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zum einen war ich ununterbrochen ohne greifbaren Grund unglücklich und zum anderen immer auf der Suche nach der einen Partnerin, die ein exakter Spiegel meiner selbst sein sollte und die ich aus naheliegenden Gründen bis heute nicht gefunden habe.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass mich die Musik zu dieser Zeit davon abgehalten hat, mich ins Unglück zu stürzen.
Irgendwann in den 80ern kam ich über den grossen Paul Baskerville und ein MTV-Special zu den 4AD-Bands. Hier passte alles zusammen - die stimmigen Covers in Erdfarben von 23Envelope, die erhaben-entrückte Musik von Bands wie Dead Can Dance, This Mortal Coil, Dif Juz und natürlich den fabulösen Cocteau Twins. Zu dem in dieser Zeit üblichen üppigen Einsatz von Delays und anderem musikalischen Rankenwerk gelang es Labelchef Ivo Watts-Russell diese besondere Stimmung aufzubauen, die das Label in dieser Phase so einzigartig macht. Auf eine merkwürdige Art fühlte ich mich stets warm umfangen in diesem herbstlichen Szenario voller tiefer Schatten und Waldweben.
Um so schöner, dass sich das Label in der Folge für so unterschiedliche Bands wie Bauhaus, die Pixies, Birthday Party, Throwing Muses geöffnet hat.
Von Zeit zu Zeit prüfe ich, ob bestimmte Bands, die ich mit 16 gehört habe, auch heute noch stimmig sind - für die 4AD-Bands trifft das zu, was ich nicht für viele Bands dieser Dekade sagen kann. Dank dafür!
Maldoror - 19. Nov, 21:17
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